5. November 2010

Saufen mit der Professorin

Die Uni geht wieder los! Unglaublich aber wahr, der Streik ist vorbei. Trotzdem war es erstmal alles etwas chaotisch, weil in der ersten Streik-Woche meine Fernsehdozentin gestorben ist und alles neu organisiert werden musste.
Heute hatte ich dann zum ersten Mal meine neue Professorin. Sie wirkt wie 25 und meinte nach 30 Minuten Vorstellungsrunde, dass wir heute eh nix mehr machen können und wir jetzt in die Kneipe neben der Uni gehen, um uns besser kennenzulernen. Die Kneipe entuppte sich als unglaubliche Spelunke, in der man sehr verwundert auf meine Frage nach einem Mineralwasser reagierte, um mir dann mitzuteilen, dass man so etwas nicht hätte. Deshalb musste ich also einen Aprikosensaft nehmen. Der ist hier sehr beliebt.

Die anderen haben lieber Terremoto (Erdbeben) getrunken (siehe Bild 2). Dieses Getränk macht seinem Namen alle Ehre, muss scheußlich schmecken, knallt aber wohl ordentlich. Damit hat sich mein Kurs dann also Freitag nachmittags um 16 Uhr bei 30 Grad weggedichtet. Die Professorin hat zwar nicht mitgetrunken, dafür hat sie aber eine nach der anderen geraucht. Sie ist auf Bild 1 links neben dem Terremoto-Glas zu sehen.

Später ist dann, wie im Video zu sehen, auch noch eine kleine Kapelle von der Uni in der winzigen Bar aufgetreten. Das war ganz großes Kino. Man beachte bitte den fantastischen Beauty-Shot am Ende des Videos.
Heute muss ich dann nochmal ins Theater gehen. Mal sehen, ob das ein ähnlich großer Spaß wie beim letzten Mal wird...





22. Oktober 2010

Ein Penis kommt selten allein

Es gab hier lange keinen neuen Eintrag, weil einfach nichts passiert ist. Mittlerweile ist seit vier Wochen Streik und die Langeweile ist wirklich kaum auszuhalten. Gestern musste ich dann aber doch für den Kurs "Historia de la Cultura" ins Theater gehen. Das fand ich gut, da ich ja eigentlich ein großer Freund des Theaters bin, auch wenn einige Leute das gerne belächeln. Was sich dann aber gestern abgespielt hat, lässt sich kaum vernünftig beschreiben.

Es waren zwei Stücke, die wir besuchen sollten. Beim ersten Stück handelte es sich um einen 60-minütgen Monolog, der von einer einzigen Schauspielerin vorgetragen wurde. Natürlich war das ganze auf Spanisch und ich habe so gut wie nichts verstanden. Das war zwar deshalb nicht sonderlich spannend, aber immerhin hatte es was mit Theater zu tun und war irgendwie interessant und nachvollziehbar. Beim zweiten Stück ging es aber dann richtig los.

Ich habe mit einigen anderen Leuten vor der Tür zum Saal darauf gewartet, dass der Einlass losgeht. Auf einmal sind dann zwei Schauspieler in der wartenden Menge aufgetaucht. Allerdings ist der eine auf dem Rücken des anderen geritten und beide hatten keinerlei Kleidung an. Ich dachte zunächst, der eine Mann hätte womöglich eine grauslige Krankheit an seinem besten Stück, aber dann habe ich festgestellt, dass es einfach nur mit blauer Farbe angemalt war. Die beiden sind dann in den Saal geritten und haben uns aufgefordert ihnen zu folgen. Ich war bereits zu diesem Zeitpunkt skeptisch. Das Stück ging dann zwar gesitteter, aber nicht weniger bescheurt los. 15 Minuten lang sind vier Schauspieler zu experimenteller Musik durch die Zuschauerreihen getanzt. Dann allerdings kam mein persönlicher Höhepunkt. Ein wiederum nackter Mann ist aufgetreten. Er hatte dieses Mal den Penis nicht angemalt, dafür den ganzen Rest des Körpers, und hat dann angefangen "I did it my way" zu singen. Das ganze hat er mit einem lockeren Tanzen untermalt, bei dem er so einiges wild durch die Gegend baumeln ließ. Ich dachte das wäre kaum noch zu überbieten. Dann allerdings wurde ein Video eingespielt: Zwei Männer mit jeweils fröhlich bemalten Geschlechtsteilen, die sich gegenseitig oral verlustieren. Dabei ging es wohl um den tollen Effekt, den die Farbe hat, wenn sie sich durch die Vereinigung mit dem Speichel überall verteilt. Spitzenmäßig!
Ich habe dann beschlossen, dass ich nun auch nicht sooo ein großer Freund des Theaters bin und bin gegangen.

Insgesamt hat der Chilene auf jeden Fall eine sehr innige Beziehung zu seinem kleinen Freund. Auch in unserem Hausflur stehen recht eindeutige Skulpturen. Oder hat jemand einen anderen Interpretationsansatz zu dem Bild?

14. Oktober 2010

Delfine in der Nordsee

In der Tat war der Strand in La Serena sehr schön. Dumm nur, dass es weder Sonne noch Temperaturen über 12 Grad im Angebot gab! Dementsprechend war unsere Laune nach 7 Stunden Busfahrt bombig.
Immerhin war das Hostel unglaublich sauber und es gab sogar leckeres Frühstück. Wie kommt ein sauberes und hervorragendes Hostel nach Chile? Richtig: Es wird von Deutschen geführt! Und zwar von Deutschen mit viel Geschäftssinn, weil eigentlich war schon alles ausgebucht, aber wir durften dann noch im Yoga-Raum auf ein paar Matratzen übernachten. Spitze!
Trotz Nordseefeeling haben wir am Samstag eine 25 Kilometer Radtour am Strand entlang gemacht. Sonntags haben wir dann schwer mit unserem Gewissen gerungen und dann schließlich doch eine Tour in den Humboldt-Nationalpark gebucht. Dabei handelt es sich um drei Inseln vor der Küste, wo Pinguine, Delfine und allerlei anderes seltenes Getier leben. Ursprünglich war vorgesehen, dass maximal 60 Leute pro Tag den Nationalpark besuchen dürfen. Wegen der Ruhe für die Tiere und so. Aber an Geschäftssinn übertreffen die Chilenen die deutschen Hostelbestizer bei weitem: Sie haben sich kurzer Hand überlegt, dass man eigentlich auch gut 1500 Leute am Tag in den Park lassen kann. Ja sicher, man verdient ja immerhin was. Trotz dieser moralischen Bedenken sind wir also hingefahren.
Die Fahrt zu den Inseln macht man mit einem von gefühlten 200 historischen Motorbooten. Das Ein- und Aussteigen dauerte jeweils eine halbe Stunde, weil ziemlich hohe Wellen waren und man alle zwei Minuten daran erinnert worden ist, auf keinen Fall die Hand aus dem Boot zu strecken, sonst würden die Finger zwischen Kaimauer und Bootswand zerquetscht oder auch abgetrennt.
Immerhin hatten wir bei der Überfahrt riesen Glück, weil wir nämlich ein paar Delfine gesehen haben. Die haben sich aber ziemlich schnell wieder aus dem Staub gemacht. Zum einen weil ungefähr die Hälfte der Leute auf unserem Boot alle zwei Minuten über die Reeling gebrochen hat, zum anderen weil natürlich sofot alle anderen 199 Motorboote angerast kamen.
Ansonsten war es sehr nett, weil es wirklich viele lustige Tiere zu sehen gab. Allerdings ist unser Kapitän einmal zu nah an die Brandung gefahren. Wer hat die Welle abgekriegt? Genau, ich! Eine super Sache bei 12 Grad und viel Wind.
Montag haben wir dann schon einen Bus früher als geplant zurück genommen, weil das Wetter immer noch nicht besser geworden war.
Gestern habe ich mir dann die großartige Live-Rettung von Super-Mario und den anderen Mineros angeguckt.
Der Streik an der Uni ist bis Freitag verlängert worden (3 Wochen mittlerweile) und jetzt gibt es Sonderunterricht für uns Austauschstudenten, damit wir nicht umsonst hier waren. Deshalb habe ich dann heute auch direkt mal die schwierigste Prüfung in der ganzen Zeit hier geschrieben. Trotz Glückskuss von der Professorin vor der Prüfung war sie doch eher durchwachsen. Mal gucken, ob das gereicht hat!
Schöne Grüße auch an Pepe...





5. Oktober 2010

Die trockenste Wüste der Welt

Etwas verspätet der Bericht von unserem Ausflug (Julia, Lisa und ich) in die Atacama-Wüste:
Freitags ging es mit dem Flugzeug los nach Calama. Um 12 Uhr nachts sind wir gelandet, um eins waren wir in unserem Hostel in San Pedro de Atacama. Das Hostel war super ok und der Hostelbesitzer mit vielen Tättowierungen, schwarzem, wallenden Kopf-und Achselhaar hat sich bestens um Julia und Lisa gekümmert.
Um 4 Uhr (morgens!!) ging dann die erste Tour zu den Geysiren von Tatio los. Die Geysire liegen auf über 4000 Metern. Das haben nicht alle Mitreisenden so gut verkraftet. Das Mädchen in der Sitzreihe vor mir hat angefangen neben die dafür vorgesehene Tüte zu brechen und die Knöchel von Lisa haben aufgrund der Höhe den Dienst quittiert. Aber sie konnte ja auch prima vom Bus aus alles sehen.
Mittags haben wir direkt das nächste Highlight mitgenommen, die Tour zum Valle de la luna (für alle nicht Spanisch oder Fremdsprachenbegabten: Tal vom Mond). Das war spektakulär, weil es wirklich ein bisschen wie auf dem Mond aussieht. Zumindest würde ich mal denken, dass es so auf dem Mond aussieht. Aber es war auch sehr stürmisch, deshalb mein entsetzter Gesichtsausdruck. Auf der größten Düne der Wüste haben wir dann den Sonnenuntergang angeguckt.
Am Sonntag haben wir noch (Salz-)Lagunen samt echten Flamingos besichtigt.
Am Montag stand dann noch eine kleine Fahrradtour auf dem Programm. Die mussten wir leider am ersten kernigen Anstieg abbrechen. Das lag natürlich nur an der Höhenluft und nicht daran, dass ich seit zwei Monaten keinen Sport gemacht habe und ständig Empanadas esse.
Letzte Woche war ich dann noch beim chilenischen Frisör. Das ist auch der Grund, warum hier für die nächsten Wochen erstmal keine Fotos von mir veröffentlicht werden.
Am Wochenende geht es nach La Serena. Da gibt es auch Strand. Wollen wir doch mal gucken, ob der nicht sogar cooler als in Australien oder San Diego ist!





23. September 2010

Trümmer

Letzte Woche gab es dann direkt den nächsten Ausflug. Ich bin mit Diego für ein paar Tage zu seiner Familie in den Süden nach Linares (350 Kilometer von Santiago) gefahren. Dabei haben wir erstmal bei Diegos Freund Nico in Talca (Nachbarstadt von Linars) halt gemacht.
Bei Nico gab es eine kleine Party, bei der sieben Chilenen eingeladen waren. Diese sieben Chilenen haben zusammen fünf Liter Pisco getrunken. Beachtliche Leistung. Außerdem haben sie noch ungefähr fünf Schachteln Zigaretten geraucht. Ebenso sehr beachtlich. Der Pisco hat offenbar dazu geführt, dass die Chilenen den Aschenbecher nicht mehr so gut getroffen haben (siehe Foto).
Am nächsten Tag haben wir uns dann noch ein bisschen in Talca umgeguckt. Dabei habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass Santiago nicht wirkich repräsentativ für Chile ist. Überall konnte man Ruinen vom Erdbeben sehen. Die Menschen wohnen zum Teil in winzigen Häusern und alle Leute heizen mit alten Holzöfen. Bei einer Stadt mit 250.000 Einwohner riecht es deshalb den ganzen Tag dementsprechend.
Dann ging es zu Diegos Familie nach Linares. Ich bin quasi direkt in die Familie aufgenommen worden. Diegos Mutter konnte meinen Namen nicht aussprechen und hat mich deshalb einfach immer "mein Sohn" oder "mein Lieber" genannt. Außerdem hat sie mich einfach immer gedrückt und geküsst, wenn ich mal wieder nicht verstanden hatte, was sie mich gefragt hat.
Wir haben uns dann noch ein bisschen die Gegend angeguckt. Zurück nach Santiago ging es dann mit dem Auto und der ganzen Familie von Diego. Die Fahrt sollte eigentlich nur zwei Stunden dauern, aber eine Brücke war noch wegen des Erdbebens kaputt. Da sind dann mal eben sechs Stunden draus geworden...




Minenspiel

Nachdem ich es ja jetzt einige Zeit habe schleifen lassen, endlich der nächste Eintrag.
Vor zwei Wochen sind meine liebe Mitbewohnerin Julia, ihre Arbeitskollegin Lisa und ich nach Sewell gefahren. Das ist eine verlassen Minenarbeiter-Stadt. Weil es ja mit Minen hier ziemlich gut läuft, haben wir direkt auch noch eine Minenbesichtigung mitgebucht.
Nach zwei Stunden Busfahrt sind wir dann endlich am trostlosesten Ort der Welt angekommen. Sewell liegt wirklich im Nirgendwo und die Luft ist wegen den Bergwerken drumherum so beschissen, dass man alle drei Sekunden husten muss. So verlassen war die Stadt dann aber gar nicht. Es gab ein paar Geschäfte für Touristen, in die wir auf Drängen unserer Führerin auch unbedingt reingehen mussten. Außerdem gab es eine leckere Kantine, die in Deutschland nach 5 Minuten vom Gesundheitsamt geschlossen worden wäre. Sonst war es aber ganz interessant.
Dann ging es in die Mine. Im Bus mussten mir uns 45 Minuten ein Sicherheitsvideo angucken. Eigentlich ist nämlich in der Mine alles strengstens verboten. So sehr verboten, dass man am besten gar nicht reingeht. Aber wir hatten es ja gebucht. Das ganze Sicherheits-Equipment war dann auch dementsprechend sehr beeindruckend.
In der Mine war es allerdings strunz ungefährlich. Es ging hauptsächlich darum die chilenische Bergmannskunst zu preisen und eigentlich wird sowieso alles vom Computer aus gemacht.
Danach war der ganze Spaß auch schon vorbei und es ging im Bus zurück nach Santiago, wo die Luft noch beschissener ist als in Sewell. Trotzdem insgesamt ein spitzenmäßiger Ausflug!